Was ist eigentlich … Keramik?

Wir essen daraus, wir lagern unsere Lebensmittel darin, wir machen Fußböden daraus, wir schmücken unsere Bäder damit. Manche von uns töpfern als Hobby und stellen lustige, schöne und nützliche Dinge aus Keramik her. Ingenieure backen neuerdings ganze Motorenteile aus Keramik. Behälter und Fliesen aus Keramik sind Teil unserer Alltagskultur seit vielen Jahrtausenden. Wir nehmen Keramik einfach als gegeben hin und machen uns natürlich keine großartigen Gedanken darum. Wozu auch? Wir können es nutzen, ohne darüber ständig nachdenken zu müssen. Keramik ist einfach „da“.

Doch was ist eigentlich Keramik? Was bedeutet der Name? Woher kommt der Name? Aus was besteht Keramik?


Beginnen wir mit dem Wort, dem Begriff „Keramik“.

Ohne den Bewohnern von Keramik in der Ukraine nahetreten zu wollen …


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… aber bedauerlicherweise sind sie NICHT die Erfinder dieses Wortes.

Keramik hat seinen Ursprung im altgriechischen Wort „Keramos“, welches für „gebrannter Ton“ oder „gebrannte Erde“ steht. Die alten Römer nannten dies dann auch folgerichtig „Terra Cotta“ (gebackene Erde). „Keramos“ wiederum hat seine Wurzeln im Indo-Europäischen Wort „Ker“, das für „Hitze“ steht. Schon alleine daran sieht man, wie lange der Mensch bereits Keramiken als Werkstoff kennt und einsetzt. Erste Spuren finden sich bereits im Jungpaläolithikum, wie zB. die sogenannte „Venus von Dolní Věstonice“ (rechts). Die Entdeckung von Keramik als Töpferware ist wahrscheinlich unabhängig voneinander in mehreren Regionen der Welt erfolgt. Die ältesten Keramikgefäße der Welt sind aus der Jomon-Kultur Japans nachgewiesen und datieren um 13.000 v.Chr. Von da aus verbreitete sich die Technologie über nomadische Wildbeuter-Kulturen weiter nach Korea sowie das Gebiet des Amur. Neue Entdeckungen belegen ebenfalls sehr alte (möglicherweise die älteste) Keramik in China.

Eine Vorversion, gewissermaßen einen Prototyp der Keramik findet man in luftgetrockneten Lehmputzen und Lehmziegeln, die zur Erhöhung der Festigkeit mit allerlei Sanden, Kalkmehlen und Fasern vermischt wurden.

Heute versteht man unter Keramik gesinterte, d.h. bei hohen Temperaturen neu verschmolzene Verbindungen und Rohstoffe, die gänzlich oder teilweise aus sog. Industriemineralien bestehen. Gerade die Verwendung neuer Stoffe und Mischungen führt zu immer neuen Anwendungsmöglichkeiten weit jenseits von Bodenbelägen und Amphoren.

Aber aus was besteht denn nun eine Keramik? Ist das Stein, weil man manche Keramiken Steingut nennt? Oder sowas wie Beton? Oder wird Keramik vielleicht wie Metall oder Glas geschmolzen und in Form gegoßen? Wie wird aus einer braunen Masse, die sich ruckzuck in Wasser auflöst, eine harte Substanz? Was passiert aus dieser braunen Schmiere beim Brennen?

Traditionelle Keramiken bestehen in erster Linie aus Silicaten, sprich aus Mineralien, die als gemeinsames Merkmal einen Kristallaufbau aus SiO4-Tetraedern aufweisen. Das hört sich jetzt fürchterlich kompliziert an, aber wenn man sich bewusst macht, dass unsere Erde, dass dieser Planet in seinen festen Bestandteilen zu über 90% aus Silicat-Gesteinen besteht, dann ist das nicht mehr eine seltsame chemische Formel, sondern begreifbare Wirklichkeit. Ganz salopp ausgedrückt, besteht zB. eine Keramikschale im Grunde aus Steinen, aus Mineralien, die „einfach so“ massenweise überall in der Gegend herumliegen. Dies ist auch der Grund, warum Keramiken der erste „künstliche“ Werkstoff der Menschheitsgeschichte sind. Weil die Ausgangsmaterialen unseren unwissenderen Vorfahren in ausreichender Menge und leicht zugänglich zur Verfügung standen. Schlamm vom Flußufer, offenliegende Erdschichten an einem Hügel nach einem Erdrutsch usw. usf.

Doch wie werden aus simplen Steinen schöne Schalen und Töpfe und Fliesen? Klopft man sie zurecht wie ein Steinmetz?

Tonminerale, Kaolin und Feldspate, die drei Hauptbestandteile von Keramik, werden nicht einfach vom nächsten Acker aufgelesen, sondern von konzentrierten, natürlichen Vorkommen abgebaut. Diese Rohstoffe werden wiederholt feingemahlen und mit Wasser aufgeschlämmt, bis eine möglichst einheitliche, geschmeidige und blasenfreie Arbeitsmasse entsteht. Früher geschah dies in mühseliger Handarbeit, heute übernehmen Mahlwerke und Pressen diese Arbeit. Aus dieser Rohmasse macht der Töpfer den gewünschten Haushaltsgegenstand oder der Fliesenmacher die Fliese. Und nun kommt der eigentliche Herstellungsprozess: Das Brennen!

Bei Temperaturen bis zu 1400 °C wird der vorher getrocknete Rohkörper in ein hartes, wasserfestes Produkt überführt. Bei Temperaturen unterhalb 1000 °C werden alle flüchtigen Bestandteile wie zB. Wasser und Kohlendioxid ausgetrieben. Dabei zersetzen sich die tonigen Bestandteile des Rohkörpers und bilden neue, feste und harte Mineralverbindungen. Je nach Mischung, Ausgangsmaterial und Brenntemperatur entstehen vielfältige keramische Endprodukte, vom traditionellen Steingut über das klassische Porzellan bis hin zu hochmodernen keramischen Industriewerkstoffen.

Da eine gebrannte Keramik zwar wasserfest, aber nicht automatisch wasserabweisend, sondern oft genug noch sehr porös ist, wird in einem zweiten Arbeitsgang, bei niedrigeren Temperaturen als dem ursprünglichen Brennen, eine sog. Glasur auf die vorher behandelte Fläche eingebrannt.

Wenn Sie mehr über Keramik wissen wollen, schauen Sie einfach beim Wikipedia-Eintrag über Keramik nach. Dort finden Sie viele weiterführende Links und Literaturhinweise zu geschichtlichen, chemischen, mineralogischen und technischen Details. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wie man Keramiken sauberhält, wie man zB. die Terasse von herbstlichen Blattverfärbungen reinigt, dann fragen Sie uns.

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